Platz 1 : Nette Kollegen und ein gutes Betriebsklima
Warum ist die Stimmung im Betrieb eigentlich so wichtig? Nun ja, ein schlechtes Klima vergiftet eindeutig die Motivation und die Lernbereitschaft. Beziehungsweise sinkt die Aufnahmefähigkeit ganz automatisch – auch wenn du unbedingt so viel wie möglich lernen möchtest.
Eine Kanzlei, in der du mit allen Mitarbeitern zu 100% klar kommst, ist reine Utopie. Realistisch betrachtet, gibt es immer den einen oder anderen mit dem du dich nicht ganz so gut verstehst. Die Grundstimmung sollte allerdings positiv sein und unter dem Strich solltest du auch gerne zu Arbeit gehen.
Fakt ist, schlechte Arbeitsbedingungen und ein schlechtes Arbeitsklima können – wenn sie länger bestehen – psychische und physische Erkrankungen nach sich ziehen. Auch permanenter Zeitdruck, Stress und Überforderung gehören dazu.
Falls du dich in so einer Situation befindest, solltest du das in einem persönlichen Gespräch mit deinem Chef oder im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung ansprechen.
Vernünftigerweise sollte der Geschäftsleitung viel daran liegen, diese Situation zu verbessern. Im schlimmsten Fall wären hohe Krankenstände oder ein stetiger Mitarbeiterwechsel die Folge, was für deine Kanzlei eine schlechte Außenwirkung hätte.
Nur Mitarbeiter, die sich wohlfühlen, ausreichend geschätzt werden und nicht überlastet sind, können qualitativ hochwertige Arbeit leisten und sind loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber.
Platz 2 : Gute Ausbilder
Bei Fragen sollte dir ein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Diese Person sollte zum einen natürlich über ausreichend fachliches Wissen und Erfahrung verfügen und zum anderen auch über die pädagogischen Fähigkeiten.
Oftmals spielt auch die Chemie zwischen zwei Menschen für den Lernerfolg eine wichtige Rolle.
Nach einiger Zeit werden sich auf Grund dessen beliebtere und weniger beliebtere Ansprechpartner herauskristallisieren. Das ist ganz normal. Wichtig ist nur, dass du mindestens eine Person deines Vertrauens findest.
Ich persönlich finde auch, dass bei einem entspannten Verhältnis Fragen viel effektiver beantwortet werden können, weil weniger Hemmungen bestehen Hintergründe zu erfragen und man weniger Angst hat „dumm dazustehen“.
Wichtig ist zudem, dass dein Ausbilder ausreichend Zeit für dich und deine Fragen hat. Die betriebliche Organisation sollte zwingend darauf abgestimmt sein.
Wenn alle Mitarbeiter tendenziell überlastet sind, bleibt deine Betreuung und deine offenen Fragen auf der Strecke. Außerdem bist du gehemmter Fragen zu stellen, wenn du weißt, dass deine Kollegen im Stress sind. Frustration und Wissenslücken sind die Folge.
Falls du das Gefühl hast, es wird sich nicht ausreichend um dich gekümmert, solltest du dies ansprechen – auch wenn es unangenehm ist.
Vielleicht ist sich dein Chef dessen auch gar nicht so bewusst und dankbar für den Hinweis.
Platz 3 : Abwechslungsreiche Arbeit
Nur die Theorie alleine macht dich nicht zu einer gut ausgebildeten Fachkraft. Es nützt keinem, wenn du die Gesetzestexte und Buchungssätze im Schlaf herunter beten, aber dein Wissen nicht in die Praxis umsetzen kannst.
Deine Mandanten in der Kanzlei sind alle individuell, sowie ihre steuerlichen Bedürfnisse. Einen klassischen Lehrbuchfall gibt es in der Praxis selten. Somit ist es wichtig, dass du während deiner Ausbildung so viele verschiedene Arbeiten wie möglich machst.
Leider hat es sich in einigen Ausbildungsbetrieben so eingebürgert, dass du als Azubi mehr oder weniger nach Bedarf eingesetzt wirst.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema Lohn-und Gehalt in der Praxis häufig zu kurz kommt. Meistens wird hierfür eine gesonderte Abteilung geführt und die Mitarbeiter sind mit ihrer Arbeit voll ausgelastet. Nichts desto trotz gehört auch dieser Bereich zu deiner Ausbildung.
Auch ich hatte während meiner Ausbildung nicht die Möglichkeit in allen Bereichen zu arbeiten. Wie schon beschrieben, kam auch bei mir die Lohnbuchhaltung zu kurz. Betriebliche Steuererklärungen, Jahresabschlüsse und sämtliche Vorgänge zum Thema Rechtsbehelf wurden ebenso nicht vermittelt.
Dementsprechend nass und kalt war der Sprung in das Berufsleben in einem anderen Unternehmen.
Damit du optimal auf deine Zeit nach der Ausbildung vorbereitest bist, empfehle ich dir dafür zu sorgen, dass du in alle Bereiche deiner Kanzlei mal reinschnuppern kannst.
Was euch noch wichtig ist
Neben den Plätzen 1 bis 3 gibt es noch weitere Faktoren, die laut Umfrage als wichtig angesehen werden. Ziemlich dicht beieinander liegen hierbei ein gutes Verhältnis zum Chef und die zeitnahe Verbindung zwischen Schuleinheiten und Praxisverbindung.
Was das Verhältnis zum Chef angeht, kommt es wohl auch immer noch darauf an, wie groß eure Kanzlei ist und auf die Strukturierung. In kleineren Kanzleien hat das Verhältnis eine größere Bedeutung, da du dort in der Regel häufiger direkt mit dem Chef zusammenarbeitest. Dann ist es natürlich wichtig, dass die gegenseitige Sympathie stimmt.
In größeren Ausbildungsbetrieben kann das jedoch auch in den Hintergrund rücken, da eventuell Organigramme bestehen, die bestimmen, wer zum Beispiel für die Azubis zuständig ist. In dem Fall ist es wohl wichtiger, dass du mit deinen direkten Kontaktpersonen zurechtkommst.
Der zeitnahe Zusammenhang zwischen Theorie in der Berufsschule und der Anwendung in der Praxis ist für einen nicht unwesentlichen Teil der Leser ebenso wichtig. Ich finde auch, dass sich Themen besser verstehen und merken lassen, wenn eine Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis stattfindet. Ansonsten wird das Gelernte mangels Zusammenhang gern wieder vergessen.
Gibt es noch weitere Punkte, die für dich bei deinem Ausbildungsplatz wichtig sind?
Schreibe uns doch in den Kommentaren oder tausche dich im Forum darüber aus.